Von Twitter zu Mastodon?
Spannende Zeiten. Gerade auch bei Medien. Schafft Musk Twitter? Wird Mastodon zu Muskodon? Learnings?
Und jetzt, Twitter?
Elon Musk kauft Twitter, obwohl er die Plattform für Kurznachrichten gar nicht mehr - zum ursprünglich vereinbarten Preis - kaufen wollte, aber Twitters Anwälte wohl schlicht besser waren als seine.
Musk entlässt die Hälfte der Belegschaft und fordert danach den verbliebenen Rest auf, »hardcore« zu arbeiten oder zu kündigen - und verliert noch einmal über tausend Mitarbeiter.innen - darunter viele essentielle Kräfte. Übrig bleibt nur etwa ein Drittel.
Teile von Twitter funktionieren in der Konsequenz bereits nicht mehr, etwa der automatische Copyright-Schutz, wodurch »ganze« Kinofilme (über 50 Tweets verteilt) angeschaut werden können.
Und dann reaktiviert Musk tatsächlich noch den Twitteraccount von Donald Trump. Voraus ging seine wohl als Rechtfertigung geplante Twitterumfrage, bei der er vorgeblich »das Volk« entscheiden lassen wollte. Aktuell will Musk sogar alle zuvor gesperrten Accounts freigeben. Dumpfer Populismus.
Ob und wie lange es bei Twitter noch weitergeht, wird letztlich vor allem von den Werbekunden entschieden, von deren Top 50 wohl bereits die Hälfte ihre Kampagnen pausieren - also den Geldhahn zudreht.
Das Abomodell »Twitter Blue« verkaufte sich bisher überhaupt nicht gut. Und die neue Version mit »Blue Check« wurde vorerst wieder eingestellt - und war wohl auch kein Verkaufsschlager.
Alternative Mastodon?
Wem das alles hilft? Na klar: dem Wettbewerb! Zum Beispiel der Twitteralternative Mastodon, die passend zu jeder Twitter-Hiobsbotschaft einen Aufmerksamkeitsschub bekommt. Einige sprechen bereits von »Muskodon«:
Wie stark die Ausreißer der letzten 30 Tage sind, sieht man noch viel besser im Längsschnitt über die letzten 18 Jahre:
Und daher wissen wir natürlich, dass es früher (und vermutlich noch heute) auch um den Vorfahren der Elefanten ging: die Software Mastdon gibt es schließlich erst seit 2016.
Mit aktuell etwa 7.000 Mastodon-Instanzen und 7.000.000 Nutzer.innen können aber natürlich heute weder die Reichweite und auch nur begrenzt die Diskussionsmöglichkeiten von Twitter ersetzt werden.
Dezentralität im Fokus
Warum trotzdem jeden Tag 100.000e einen Account oder 1.000e gleich eine ganze Instanz eröffnen? Weil das »Fediverse«, zu dem Mastdon neben anderer Software gehört, eine echte Alternative zu allen zentralen Plattformen darstellt.
Twitter demonstriert momentan das Kernproblem der großen sozialen Netzwerkdienste: die Nutzer.innen geben mit der Bestätigung der AGB jeglichen Einfluss auf ihre digitale Identität ab. Und das gefällt gerade auch Unternehmen und Organisationen immer weniger.
E-Mails sind heute noch ein wesentlicher Dienst des Internets, weil sie auf offenen Protokollen basieren, die jeder benutzen kann: Genauso wie das ebenfalls offene Protokoll ActivityPub des W3C, worauf das Fediverse - und eben auch Mastodon - basiert.
Tumblr hat gerade angekündigt, zukünftig ActivityPub unterstützen zu wollen: Damit würde das Fediverse dann schlagartig um aktuell etwa 300 Millionen Nutzer.innen wachsen. Und da Tumblr zu Automattic gehört, wäre das WordPress-Universum noch näher.
Funfact: Auch Trumps Truth Social basiert auf der Mastodon-Software, seine Server wurden aber von allen anderen ausgesperrt: So funktioniert Content Moderation im Fediverse.
Wer mehr über die Hintergründe erfahren möchte, kann sich die aktuellen »Netzstimmen« von Oliver Gassner anschauen oder einfach anhören, wo Oliver, Ton Zylstra, Mela Eckenfels und ich fast 2 Stunden über viele Aspekte von Fediverse, Mastodon und Twitter gesprochen haben:
eicker.in Nachrichten
Auf LinkedIn ging es natürlich auch um Tumblr, Mastdon, Elon Musk, ums Gendern, wieder das Metaverse, Remote Work und alternative soziale Medien: